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Gebet der Verbundenheit

Nach Golgatha - um der Hoffnung willen


Dienstag, 31. März 2020, 19.00 Uhr

Liturgie für eine Abendandacht zu Hause

Mit einer Kerze im Fenster erleuchten wir die Nacht - Christus ist das Licht der Welt -


er bringt Heiligkeit in jegliche Finsternis


Guten Abend liebe Mitbetende
 
Als Kind war es für mich logisch, dass es in Zeiten der Krise und des Krieges auf der Welt keine Farben gibt. Der Grund dieser Vorstellung waren die Filme von «Don Camillo und Peppone», die zu meiner Kindheit gehörten. Diese Filme spielen zum grossen Teil während des Zweiten Weltkrieges – und sind schwarz auf weiss. Erst als Jugendliche wurde mir klar, dass die damalige Filmtechnik für die farblosen Filme verantwortlich war und nicht das Thema. Doch bis heute denke ich «schwarz-weiss», wenn ich an die Schrecken der Weltkriege oder der Kriege und Krisen im allgemeinen denke.
 
Wir leben momentan auch in einer Krisenzeit. Doch unsere Welt ist frühlingshaft bunt. Der blaue Himmel strahlt makellos ohne die Kratzer der Flugzeuge, und die Vögel singen vergnügt ihre Arien. Auch wenn es klirrend kalt ist, spürt man das Erwachen der Natur. Die Erde dreht sich weiter.
 
Das ist doch irgendwie beruhigend. Gott hält seine Schöpfung in der Hand, gönnt der Flora und Fauna eine Atempause und schenkt uns Menschen eine Stille, in der wir uns selbst begegnen können. In der wir auf Gottes Stimme lauschen können, in der wir Menschen uns gegenseitig unterstützen und da sind für einander.
 
Im heutigen Gebet wollen wir uns den Kranken zuwenden und sie mit unseren guten Gedanken in ihrer Not tragen und begleiten. Herzlich lade ich Sie ein, mit mir diese Liturgie zu feiern und zu beten!
 
 
Mit lieben Grüssen, Ihre Pfrn. Nadine Hassler Bütschi

Eingangsgebet


Lieber Vater im Himmel,
du bist unsere Burg – ich suche bei dir Schutz.
Bei dir bin ich geborgen, wenn die Coronaviren fliegen.
Du gibst meinen Gedanken weiten Raum, obwohl meine Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind.
Du schenkst mir Zeit, innezuhalten, auf dich zu schauen.
Auf Jesus, deinen Sohn zu schauen.
Dich in deiner Größe zu entdecken. Aufzuatmen, neuen Mut zu schöpfen.
Danke, dass du mich siehst. Meine Ängste haben Platz in deinem Herzen.
Ich bin frei, hoffnungsvolle Wege einzuschlagen in dem Raum, den du mir gibst.

Amen

Loblied


Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebte Seele, das ist mein Begehren.
Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf,
lasset den Lobgesang hören.

 
Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält, wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

 
Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet!

Lesung aus Jakobus 5, 13-16


Das Gebet für die Kranken
 
13 Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.
14 Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.
15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
16 Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.

Die Bibel als Medizinbuch


Der Text aus dem Jakobusbrief befasst sich mit der Frage nach dem Kranksein und dem Gesundwerden. Eine sehr brennende Frage im Moment, denn das Covid-19 Virus fordert jeden Tag unzählige Todesopfer auf der ganzen Welt und auch unsere hoch entwickelte Medizin stösst an ihre Grenzen.
 
Der Jakobusbrief enthält besonders viele praktische Ratschläge. Der Verfasser will der Gemeinde helfen, mit dem Leben zurecht zu kommen. Im Zusammenhang mit Krankheit bezieht der Text die Seele des Kranken mit in den Heilungsprozess ein. Und er sieht auch den Kranken als Teil einer Gemeinschaft: Wer selber zu krank ist zum Beten, darf darauf vertrauen, dass für ihn gebetet wird.
 
So lautet der erste Ratschlag: Leidet jemand unter euch, der bete.
Wer leidet, wer traurig ist, wer umschattet ist von dunklen Wolken, soll nicht alleine bleiben. Er darf und kann sich Gott anvertrauen. Er kann und darf das Gespräch mit Gott suchen und sein Leid klagen. Wer von Schwermut oder Einsamkeit umschattet ist, ist aber vielleicht nicht zugänglich für ein Gebet. Vielleicht besteht auch der Zweifel, ob das Gebet überhaupt etwas bewirken kann. Vor allem wenn das Gebet verbunden ist mit der Vorstellung «ich bitte und Gott gibt».
 
Vielleicht hilft da als erster Schritt das Gespräch mit einem anderen Menschen. Und dieser Mensch kann dann stellvertretend das Leid und den Kummer vor Gott bringen.
 
Übrigens: Wenn uns die eigenen Worte im Hals stecken bleiben, können wir auch mit Psalmen beten. Zum Beispiel mit dem Psalm 121:
  
»Ich blicke hinauf zu den Bergen: Woher wird mir Hilfe kommen?«
»Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!
Und du sollst wissen: Der Herr lässt nicht zu, dass du zu Fall kommst.
Er gibt immer auf dich Acht. Er, der Beschützer Israels, wird nicht müde und schläft nicht ein; er sorgt auch für dich.
Der Herr ist bei dir, hält die Hand über dich, damit dich die Hitze der Sonne nicht quält und der Mond dich nicht krank macht.
Der Herr wendet Gefahr von dir ab und bewahrt dein Leben.
Auf all deinen Wegen wird er dich beschützen, vom Anfang bis zum Ende, jetzt und in aller Zukunft!«
  
Im Jakobusbrief heisst es weiter: «ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen». Oder anders formuliert: Wer fröhlich ist, der soll ein Loblied singen. Damit ermuntert der Verfasser, den Blick für das Positive nicht zu verlieren. Dankbarkeit vertreibt die dunklen Wolken. Auch in der jetzigen Situation haben wir viel Grund zur Dankbarkeit: Wir haben ein gut funktionierende Gesundheitssystem. Wir haben genügend Nahrungsmittel in den Läden. Wir haben ein Dach über dem Kopf. All das ist nicht selbstverständlich.
 
Im nächsten Vers heisst es: «Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten..»
 
Mich beeindruckt, dass die Gemeinde nicht nur für ihre Kranken betet, sondern mit ihnen. Für die Gemeindemitglieder bedeutet dies, dass sie beteiligt sind an dem Geschehen von krank werden, krank sein und Gesundung. Gott erhört Gebete auch durch seine Gemeinde, durch ihren Beistand und tätige Anwesenheit. Und für die Kranken selbst bedeutet die Anwesenheit der Gemeinde die Erfahrung: ich bin nicht alleingelassen und auf mich selbst gestellt, es sind Menschen für mich da, sie nehmen Anteil.
 
Im Moment ist wegen der Ansteckungsgefahr die Isolation der Menschen nötig. Aber wir leben Gott sein Dank im Zeitalter des Telefons, der Handys, von Skype und FaceTime – dadurch haben wir die Möglichkeit von Nähe auch aus der Entfernung. Dem Kranken, aber auch der Familie tut diese Anwesenheit gut. In einem Gedicht von Wilhelm Willms heisst es:
 
Wussten sie schon,
dass die Nähe eines Menschen
gesund machen
krank machen
tot und lebendig machen kann…
Wussten sie schon
dass das wegbleiben eines Menschen
sterben lassen kann
dass das Kommen eines Menschen
wieder leben lässt
dass das Zeithaben für einen Menschen
mehr ist als Geld
mehr als Medikamente
Unter Umstände mehr
als eine geniale Operation.
Wussten sie schon,
dass das Anhören eines Menschen
Wunder wirkt,
dass das Wohlwollen Zinsen trägt,
dass ein Vorschuss an Vertrauen
hundertfach auf uns zurückkommt.
Wussten sie schon,
dass tun mehr ist als reden,
wussten sie das alles schon,
wussten sie auch schon,
dass der Weg zum Wissen über das Reden
zum Tun
interplanerisch weit ist.

 
Der Jakobusbrief muntert uns auf Mitmensch zu sein, indem wir für und mit unseren Nächsten beten.
 
Das Nächste, was der Text rät: und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. Wir kennen den Brauch der Krankensalbung aus den katholischen Gemeinden – oft auch missverstanden als „letzte Ölung“ im Angesicht des Todes. Tatsächlich soll die Krankensalbung anschaulich und gleichsam handgreiflich zeigen: Gott ist bei den Kranken, er will helfen und heilen. Aber die Krankensalbung ist auch ein Zeichen dafür, dass die Gemeinde mit ihren Kranken ist, dass sie etwas Handfestes tun kann. Ein Zeichen der Zuwendung, der Nähe und Fürbitte, kann viel mehr bewirken als ein bombastischer Blumenstrauß oder Pralinen. Ein schlichtes „ich denke an Dich…“
 
Der letzte Rat aus dem Jakobusbrief ist ein schwieriger Rat, der allzu leicht missverstanden werden kann: «einander die Sünden bekennen». Oft hört man in christlichen Kreisen, das Urteil: «wer krank ist, wird damit von Gott für eine Verfehlung bestraft.» Diese Haltung hat Jesus selbst schon als überheblich und unbarmherzig scharf kritisiert. Und in unserem Test geht es gerade nicht darum, dass der Kranke auf irgendeine Sünde festgenagelt wird, sondern dass man gegenseitig darüber spricht, was einen bedrückt, wo man Versagen spürt, wo man einander gegenseitig etwas schuldig geblieben ist. Hier kann es zu einem offenen Gespräch kommen, in dem alle ihre Lasten der Seele zeigen, und in dem alle versuchen, gegenseitig solche Lasten zu erleichtern und einander abzunehmen.
 
Ein solches Gespräch kann heilen oder zumindest eine Heilung anstossen. Ich denke, auch dies ist für einen Kranken unheimlich wichtig: Er erfährt: Ich bin nicht nur der Schwache, der Leidende und Bedürftige, auch ich kann anderen etwas geben und ihnen helfen. Da werden Kräfte geweckt, die man braucht, um wieder auf die Füsse zu kommen.
 
Unser Text aus dem Jakobusbrief ist ein alter Text, der an eine Gemeinde gerichtet ist, die mit unserem modernen Leben und der jetzigen Situation eigentlich überhaupt nichts zu tun hat. Und dennoch spricht dieser Brief ganz unmittelbar in die Gegenwart hinein, will nachdenklich machen, ermutigen und bewegen.

Gebet für Kranke


Im Moment können wir nicht mit den Kranken beten – ausser telefonisch – darum wollen wir für sie beten.
Für die Bekannten, aber auch für all die Unbekannten, die an Covid 19 erkrankt sind:
  
Barmherziger Gott,
wir vertrauen auf dich.
Aus Güte und Menschenfreundlichkeit
hast du deinen Sohn
als unseren Erlöser und Heiland in die Welt gesandt.
Er hat Kranke geheilt,
Notleidende seliggepriesen
und denen Glück und Heil verheissen,
die an dich glauben.
Deshalb sind wir zuversichtlich.
Wir bitten dich:
Segne die Menschen, die im Moment erkrankt sind
Lass sie nicht allein.
Sei ihnen nahe, wenn sie mutlos werden.
Stärke in ihnen
die Hoffnung auf Besserung und Heilung.
Vermehre in ihnen den Glauben an dich,
bei dem kein Ding unmöglich ist.
Bewahre sie in deiner Liebe,
die sichtbar geworden ist
in deinem Sohn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.

Stille

Fürbitten


Allmächtiger, ewiger Gott, Erquickung in der Mühe, Halt in der Schwachheit! Von Dir erhalten alle Geschöpfe Kraft, Sein und Leben.

Zu Dir kommen wir, um deine Barmherzigkeit anzurufen, weil wir heute mehr denn je die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz erkennen, da wir die Erfahrung einer neuen Viren-Epidemie machen.
 
Dir vertrauen wir die Kranken und ihre Familien an. Schenke Heil ihrem Körper, ihrer Seele und ihrem Geist!

Hilf allen Gliedern der Gesellschaft, die eigene Verantwortung wahrzunehmen und untereinander den Geist der Solidarität zu stärken!

Halte und stärke die Ärzte und das Sanitätspersonal in vorderster Front sowie alle Pfleger bei der Erfüllung ihres Dienstes!
Der Du die Quelle bist alles Guten, segne mit der Fülle Deiner Gaben die Menschheitsfamilie, halte fern von uns alles Ungute und schenke allen Christen einen festen Glauben!
 
Befreie uns von dieser Epidemie, die dabei ist, uns schwer zu treffen, auf dass wir uns wieder gerne unseren gewohnten Aufgaben widmen und mit einem erneuerten Herzen dich loben und dir danken können.
 
Auf Dich vertrauen wir und an Dich richten wir unsere Bitte, da Du, o Vater, der Ursprung des Lebens bist, der Du mit deinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, in Einheit mit dem Heiligen Geist lebst und Herr bist in Zeit und Ewigkeit.



Und mit den Worten, die Jesus uns beigebracht hat, beten wir:
 
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gibt uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
 
Amen

Schlusssegen

 
Es segne mich/uns Gott, der Vater.
Es heile/rette mich/uns Gott, der Sohn.
Es erleuchte mich/uns Gott, der Heilige Geist.
Jetzt und in Ewigkeit

Amen.

Unsere nächste Liturgie wird am Donnerstagabend, 2. April 2020 aufgeschaltet. Wer es noch nicht getan hat, möge nun eine Kerze anzünden und ans Fenster stellen.