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Gebet der Verbundenheit

Nach Golgatha - um der Hoffnung willen


Donnerstag, 26. März 2020, 19.00 Uhr

Liturgie für eine Abendandacht zu Hause

Mit einer Kerze im Fenster erleuchten wir die Nacht - Christus ist das Licht der Welt -


er bringt Heiligkeit in jegliche Finsternis

 
Guten Abend liebe Mitbetende
 
Beten stärkt die Hoffnung. Beten stärkt die positive Sicht auf das Leben und auf das Schicksal. Der betenden Mensch weiss sich geborgen und gehalten. Natürlich fühlt man auch als betender Mensch Leid und Angst, Verzweiflung und Trauer, Einsamkeit und Schmerz. Aber im Gebet vertraut der Betende, dass Gott ein Gegenüber ist, der hört, versteht, liebt und stärkt.
 
Immer wieder können wir in der Bibel lesen, dass Gott zum Gebet auffordert. Gott will angesprochen werden. Er will ein DU sein zum unserem ICH. Darum ruft Papst Franziskus alle Christinnen und Christen - unabhängig von Konfession oder Denomination und Wohnort - zum Gebet auf. Jeweils am Mittag, 12.00 Uhr, sollen wir unseren Alltag unterbrechen und ein «Unser Vater» beten. Ebenfalls rufen uns die Evangelisch-Reformierte Kirche Schweiz und die Schweizer Bischofskonferenz dazu auf, jeden Donnerstag um 20.00 Uhr eine Kerze zu entzünden und vor dem Fenster zu platzieren, sowie ein Gebet zu sprechen. Diese Aktion soll für Verbundenheit, Gemeinschaft und Hoffnung in Zeiten der Krise stehen.
 
Diese kleine Liturgie zum Thema «Botschaft der Hoffnung», soll eine Oase der Zuversicht und Stärkung in diesen stürmischen Zeiten sein.
 
Herzlich lade ich Sie ein mit mir diese Liturgie zu feiern und zu beten!

Mit herzlichem Gruss, Ihre Pfrn. Nadine Hassler Bütschi


Lied zu Einstimmung
(Kirchengesangsbuch Nr. 8)
 
1. Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen.
Erzählen will ich von all seinen Wundern und singen seinen Namen.
Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen.

[Refrain]
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
Ich freue ich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!

2. Ich danke meinem Gott von ganzem Herzen.
Von all seinen Wundern will ich laut erzählen und loben seinen Namen.
Ich danke meinem Gott von ganzem Herzen.

[Refrain]
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!

3. Kommt, stimmet ein in Lob von ganzem Herzen!
Verkündiget unter den Völkern sein Tun und lobsinget seinem Namen.
Kommt, stimmet ein ins Lob von ganzem Herzen!

[Refrain]
Denn unser Herr ist ein ewiger Gott. Halleluja!
Denn unser Herr ist ein ewiger Gott. Halleluja!

Bibellesung aus Jesaja, 52, 7-12


7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!
8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden's mit ihren Augen sehen, wenn der Herr nach Zion zurückkehrt.
9 Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
10 Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
11 Weicht, weicht, zieht aus von dort und rührt nichts Unreines an! Geht weg aus ihrer Mitte, reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt!
12 Denn ihr sollt nicht in Eile ausziehen und in Hast entfliehen; denn der Herr wird vor euch herziehen und der Gott Israels euren Zug beschließen.

Die Klage

 
Dieser Text aus dem Buch der Propheten Jesaja führt uns nach Babylon, wo ungefähr vor 2500 Jahren das Volk Israel in der Gefangenschaft leben musste. Sie waren nach der Eroberung ihres Landes durch den babylonischen König Nebukadnezar in das Land am Euphrat und Tigris verschleppt worden. Dort wurden sie zwar nicht in Kerker geworfen und genossen eine gewisse Freiheit, mussten aber als Fremde in diesem grossen und reichen Land leben, fern der Heimat. Sie hatten schreckliches Heimweh und klagten Tag und Nacht über den Verlust der Heimat. Denn Jerusalem war zerstört und der Tempel auf dem Zion lag in Trümmern. Jener Tempel, das Haus Gottes, in dem – nach dem Glauben Israels – Gott selber unter seinem Volk Wohnung genommen hatte. Alles zerstört und verloren. Was blieb ist die Klage: «An den Flüssen Babylons sassen wir und weinten…» (Psalm 137).
 
Ich denke, nicht die äussere Lage war damals das Schlimmste, sondern die innere. Das ist uns nicht fremd: Wenn die Seele schreit: Ich kann nicht mehr – ich weiss nicht mehr, wie es weitergehen soll – ich habe keine Zukunft mehr…dann wird es wirklich bedrohlich.

Der Freudenbote


Genau in dieser dunklen Stunde trat ein Gottesmann in Babylon auf – ein Prophet des Trostes und der Hoffnung. Seine Worte sind uns im Buch Jesaja von Kapitel 40 an überliefert und beginnen mit dem Satz: «Tröstet, tröstet mein Volk!».  Ich stelle mir vor, wie der Prophet damals am Ufer des Flusses stand und zu den Israeliten sprach: «Ich habe eine gute Nachricht von Gott für euch. Hört zu:
 
Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König! Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden's mit ihren Augen sehen, wenn der Herr nach Zion zurückkehrt.
 
Ich stelle mir vor, wie die Zeitgenossen des Propheten den Kopf schüttelten und resigniert widersprachen: «Was soll das heissen, dass Gott nach Zion zurückkehrt? Dort ist doch alles verwüstet und in Trümmern.» Doch der Prophet lässt sich nicht beirren und redet weiter:
 
Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
 
Ich kann mir gut denken, dass die Verschleppten anfingen zu protestieren und die Stimmung lauter wurde: «Willst du uns verhöhnen mit deinem Gerede?» Doch Jesaja lässt sich nicht beirren: «Wo ihr nur Trümmer seht – in Jerusalem und in eurer Seele – da fängt Gott schon etwas Neues an. Ihr könnt es noch nicht sehen… aber ihr könnt euch darauf verlassen: Die Trümmer sind nicht das Letzte, da kommt noch etwas – da kommt noch jemand. Gott kommt, um euch die Freiheit zu bringen. Die Leute, die den Propheten gehört haben, sind damals wohl still und nachdenklich heim gegangen – sie liessen nicht mehr so den Kopf hängen, und vielleicht fingen auch einige Augen an zu leuchten. Und wir?

Jubelt, ihr Trümmer


 Was Trümmer sind, wissen wir. Schliesslich liefert uns das Fernsehen täglich Schreckensbilder von zerbombten Städten und zerschossenen Häusern. Aber es gibt auch andere Trümmer: Wenn die Menschlichkeit zu Bruch geht in Anbetracht der Angst vor dem Corona Virus. Wenn Hilfsgüter blockiert werden, wenn Schuldige, Feindesbilder gesucht werden und der COVID-19 als «Wuhan Virus» bezeichnet wird. Wenn die Not der Flüchtlinge an der türkisch-griechischen Grenze kein Mitgefühl mehr hervorruft.
 
Ja, Trümmer gibt es genug in dieser Welt und auch in uns selbst: Die Angst vor der Ansteckung, die nagende Einsamkeit in der Isolation, das zerbrochene Herz, wenn der Tod eine Beziehung beendet und vieles mehr.
 
Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer…
 
Damit können wir wohl ebenso wenig etwas anfangen wie die Menschen damals in Babylon. Ich bin überzeugt, dass der Prophet mit diesem verrückten Satz ein Art Schocktherapie versucht, mit der er die Menschen zum Nachdenken bringen will: «Ja, es gibt all diese Trümmer,« könnte er uns sagen, «meint ihr, da hat sich seit meiner Zeit viel verändert? Die Trümmer in der Welt und auch die Trümmer in unserer Seele. Aber wer immer nur auf die Trümmer schaut, wer immer nur darauf achtet, was zerbrochen ist, was nicht gelingt, was Angst macht, was bedrohlich ist, wird blind. Er wird blind für das Gute, Warme, Helle, das es auch gibt. Und er wird blind für das, was noch kommt.»
 
Darum sagt der Gottesmann diesen verrückten Satz: «Jubelt, ihr Trümmer», als ob er uns aufrütteln und sagen will: «Schau jetzt einmal nach vorn, schau auf Gott, der auf dich zukommt.»
 
Weicht, weicht, zieht aus von dort
 
Der Prophet ruft uns zu, nicht in der Angst sitzen zu bleiben. Nicht innerlich zu erstarren vor all den Trümmern, die wir in unserem Leben und in der jetzigen Situation sehen mögen. Jede und jeder von uns trägt sein Babylon in sich. Doch wir dürfen den Blick heben und einen kleinen Schritt wagen und dabei erfahren, dass wir nicht alleine sind mit unseren Trümmern, nicht alleine sind mit unseren Gefühlen gegenüber der jetzigen Situation, nicht alleine sind auf unserem Weg. Denn:
 
…der Herr wird vor euch herziehen
und der Gott Israels euren Zug beschließen.
 
Wir sind nicht alleine auf uns gestellt. Wenn wir den Mut haben, unseren Blick aus den Trümmern zu heben, dann werden wir sehen, dass Gott schon immer mit uns unterwegs war. Auch und gerade in den schweren Momenten des Lebens. Dies ist eine Erfahrung, die Menschen zu allen Zeiten geglaubt und gemacht haben. In einem alten Segensspruch aus Irland heisst es:
 
Gott, segne Dir die Erde, auf der Du jetzt stehst.
Gott, segne Dir den Weg, auf dem Du jetzt gehst.
Gott, segne Dir das Ziel, für das Du jetzt lebst.
Gott, der Gute, Dein Licht und Dein Heil,
segne Dich auch, wenn Du rastest.
Er segne Dir das, was Dein Wille sucht.
Er segne Dir das, was Deine Liebe braucht.
Er segne Dir das, worauf Deine Hoffnung ruht.
Gott, der sich nach Dir sehnt,
segne Deinen Blick und Dein Herz.

Dank


Wir danken für den Dienst aller in den medizinischen Einrichtungen, bei den Rettungsdiensten, in den Beratungsstellen, in der Telefon- und Notfallseelsorge und bitten um das richtige Wort, um Kraft und Schutz für sie.
 
Wir danken für den Dienst aller, die in öffentlicher Verantwortung stehen und bitten um Besonnenheit und die Gabe der richtigen Entscheidungen.
 
Wir danken für den Einsatz aller, die sich um Nachbarn, um Gefährdete und Hilfsbedürftige kümmern und bitten um ein waches Herz für uns alle.
 
(kann frei weiter ergänzt werden – für was möchten Sie noch danken?
  
Wir danken Dir – grosser Gott – in Jesus Christus sichtbar geworden, dass Du unseren Dank und unsere Bitten hörst und uns in diesen schweren Zeiten nicht alleine lässt.

Fürbitten

 
Allmächtiger, ewiger Gott, Erquickung in der Mühe, Halt in der Schwachheit! Von Dir erhalten alle Geschöpfe Kraft, Sein und Leben.
 
Zu Dir kommen wir, um deine Barmherzigkeit anzurufen, weil wir heute mehr denn je die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz erkennen, da wir die Erfahrung einer neuen Viren-Epidemie machen.
 
Dir vertrauen wir die Kranken und ihre Familien an. Schenke Heil ihrem Körper, ihrer Seele und ihrem Geist!
 
Hilf allen Gliedern der Gesellschaft, die eigene Verantwortung wahrzunehmen und untereinander den Geist der Solidarität zu stärken!
 
Halte und stärke die Ärzte und das Sanitätspersonal in vorderster Front sowie alle Pfleger bei der Erfüllung ihres Dienstes!
 
Der Du die Quelle bist alles Guten, segne mit der Fülle Deiner Gaben die Menschheitsfamilie, halte fern von uns alles Ungute und schenke allen Christen einen festen Glauben!
 
Befreie uns von dieser Epidemie, die dabei ist, uns schwer zu treffen, auf dass wir uns wieder gerne unseren gewohnten Aufgaben widmen und mit einem erneuerten Herzen dich loben und dir danken können.
 
Auf Dich vertrauen wir und an Dich richten wir unsere Bitte, da Du, o Vater, der Ursprung des Lebens bist, der Du mit deinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, in Einheit mit dem Heiligen Geist lebst und Herr bist in Zeit und Ewigkeit.
 
Und mit den Worten, die Jesus uns beigebracht hat, beten wir:
 
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gibt uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
 
Amen.
 
Der Herr segne und behüte euch / uns / mich!

Unsere nächste Liturgie wird am Dienstagabend, 31. März 2020, aufgeschaltet.