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Gebet der Verbundenheit

Nach Golgatha - um der Hoffnung willen


Gebet der Verbundenheit von Dienstag, 7. April 2020

Liturgie für eine Abendandacht zu Hause

Mit einer Kerze im Fenster erleuchten wir die Nacht - Christus ist das Licht der Welt -


er bringt Heiligkeit in jegliche Finsternis


Guten Abend liebe Mitbetende
 
Heute – am Dienstag in der Karwoche – lade ich Sie ein sich mit mir in dieser Abendliturgie einige Gedanken zum Thema «Tod» zu machen.
 
Täglich erreichen uns die Zahlen der Menschen, die sich neu am Coronavirus infiziert haben. Wir hören von den Menschen, die in den Intensivstationen mit dem Tod ringen. Wir bekommen Statistiken via Radio und TV über die Anzahl der Menschen, die schon daran gestorben sind. Doch hinter diesen anonymen Zahlen stehen Geschichten, Schicksale, Familie und Tränen.
 
Abdankungen dürfen im Moment nur im engsten Familienkreise stattfinden – und das mit Maximum 20 Personen. Die erweiterte Familie (Nichte, Neffe, Onkel, Tanten) aber zum Teil auch Schwiegerkinder oder Grosskinder bekommen zum Teil keine Möglichkeit Abschied zu nehmen. Freunde, Bekannte und Nachbarn schon gar nicht. Es ist schlimm, wenn man jemand nicht betrauern kann und darf. Es macht die Situation noch schlimmer.
 
Ohne Hoffnung ist der Tod das Ende. An Ostern feiern wir, dass Christus den Tod überwunden hat. Das macht der einzelnen Tod zwar nicht weniger schmerzlich, aber es gibt einem auch einen Halt, Boden unter den Füssen. Die Trauer ist nicht uferlos – denn auf der anderen Seite wartet Christus auf den Verstorbenen. Und irgendwann werden wir uns wiedersehen – die Lebenden und die Verstorbenen.
 
In diesem Sinne lade ich Sie herzlich ein zu dieser kleinen Andacht und zum Gebet.
 
Mit herzlichem Gruss,
 
Ihre Pfrn. Nadine Hassler Bütschi

Gebet

 
Allmächtiger und ewiger Gott,
du bist unsere Zuflucht in jeder Gefahr;
an dich wenden wir uns in unserem Schmerz und bitten dich voll Vertrauen: 
Hab Erbarmen mit unserer Not.
Gewähre den Verstorbenen die ewige Ruhe,
tröste die Trauernden, heile die Kranken.
Schenke den Sterbenden den Frieden, den Pflegenden Stärke,
den Verantwortungsträgern Weisheit
und ermutige alle, sich einander in Liebe zuzuwenden, 
damit wir gemeinsam deinem heiligen Namen die Ehre erweisen.
 
Amen 

Lied


Meine Hoffnung und meine Freude
Meine Stärke, mein Licht
Christus meine Zuversicht

Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht
Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht

Meine Hoffnung und meine Freude
Meine Stärke, mein Licht
Christus meine Zuversicht
Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht
Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht


Gedanken

 
Was ist das nur mit dem Tod ...? Die einen fürchten ihn, die anderen warten auf ihn. Manche denken einfach nicht an den Tod und meinen vielleicht: Zu mir kommt er nie. Andere denken dauernd an den Tod und ans Sterben. Manche sterben in Frieden mit sich und der Welt, manche sterben qualvoll und voller Schrecken.
 
Was ist das nur mit dem Tod ...? Wo er doch fast das Einzige im Leben ist, das man nicht ändern kann? Das Einzige, was ganz gewiss ist. Was immer wir Menschen tun und planen, der Tod ist gewiss. Was immer Menschen anstellen, um ewig jung zu bleiben und den Körper fit zu halten - der Tod kommt bestimmt auch zu ihnen. Da könnte man sich doch eigentlich ein wenig vorbereiten, oder?
 
Ja, das könnte man. Aber viele tun es eben nicht. Und ich glaube, sie tun es deswegen nicht, weil der Tod so sicher ist. Weil man nichts daran ändern kann. Der Tod ist so sicher, dass man sich gar nicht darum kümmern muss, denken sich viele. Und irren sich. Denn wenn man sich darum kümmert, wird es etwas leichter. Wenn man daran denkt und vorsorgt, wo man vorsorgen kann, kommt der Tod nicht so überraschend. Wer das eigene Sterben im Sinn hat, lebt ein wenig freier, glaube ich. Was man nicht verändern kann, muss man überwinden.


Zum Beispiel so, wie Jesus das gemacht hat.
 
Jesus wollte nicht sterben, schon gar nicht gerne. Lange Zeit hat Jesus gehofft, der Kelch möge an ihm vorübergehen. Darum hat er gebetet: Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen, hat er zu Gott gesagt. Aber Gott hat etwas anderes von ihm gewollt. Später hat Jesus das selbst gemerkt. Da war er dann einverstanden, soweit man einverstanden sein kann mit einem frühen Tod. Dann klingen seine Sätze etwas anders, auch seine Gebete. Da sagt Jesus: Wer glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt (Johannes 11,25). Ein besonders schöner Satz ist das. Es gibt noch mehr als den Tod, sagt der Satz. Tote sind nicht einfach weg. Sie sind bei Gott. Und da sind sie gut aufgehoben.
 
Was man nicht verändern kann, muss man überwinden. So denkt Jesus und sagt es auch. Es gibt Augenblicke, da kann ich einfach nichts mehr machen. Das ist schlimm, aber nicht hoffnungslos. Es gibt Augenblicke, da muss ich einverstanden sein, wenn ich noch etwas Trost haben will. Wer seinen Tod fürchtet wie Jesus manchmal, braucht ein einfaches Mittel gegen seine Furcht. Es muss mich etwas herausholen aus meiner Furcht. Es muss jemand stärker sein als meine Sorge. Ich muss etwas in die Hand bekommen, was meine Angst überwindet. Ein Freund vielleicht oder eine Freundin, die einfach noch lachen können; ein schönes Wort, das vom neuen Leben erzählt; oder auch ein Lied, das mich wieder hoffen lässt.
 
Überwinden ist das Schlüsselwort. Aus der Not herausfinden mit Gottes und der Menschen Hilfe. Aus der tiefen Not heraus zu schönen Worten finden:
 
Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir,
wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du, Gott, hervor;
wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten - kraft deiner Angst und Pein.
 
(Paul Gerhardt, KGB 445,7 – O Haupt voll Blut und Wunden)
 
So schön können Worte oder Gebete sein. Wer noch sprechen und erzählen kann, hat auch noch Hoffnung. Was man nicht verändern kann, muss man überwinden. Das hat Jesus versucht, Paul Gerhardt auch.
 
Ich danke dir von Herzen, o Jesu, liebster Freund,
für deines Todes Schmerzen, da du´s so gut gemeint.
Ach gib, dass ich mich halte zu dir und deiner Treu
und, wenn ich einst erkalte, in dir mein Ende sei.

 
Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod,
und lass mich sehn dein Bilde in deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken, da will ich glaubensvoll
dich fest an mein Herz drücken. Wer so stirbt, der stirbt wohl

 
(Paul Gerhardt, KGB 445,6+8 – O Haupt voll Blut und Wunden)
 
 
Wer aus seinen Schrecken Poesie macht, will den Schrecken überwinden. Wer noch sprechen und erzählen kann, hat auch noch Hoffnung Besonders schön hat das noch ein anderer Mensch versucht, von dem ich jetzt erzählen will.
 
Eric ist 45 Jahre alt, da stirbt sein kleiner Sohn bei einem Unfall. Das Kind stürzt aus einem Hochhaus. Vier Jahre ist der Junge alt. Der Vater ist untröstlich. Der Schmerz will gar nicht aufhören. Aber dann geht doch noch etwas. Eric setzt sich hin und sucht Worte für seinen Schmerz. So fängt es an, das Überwinden. Wenn man in Worte fassen will, was schmerzt und Angst macht. Alles, was man erzählt, wird leichter. Der Musiker Eric schreibt ein paar Worte aufs Papier und macht dann noch eine Melodie dazu. Ein Jahr später hat er ein unsterbliches Lied geschrieben von den Tränen und dem Himmel:
 
Wirst du meinen Namen noch kennen, heißt es im Lied von Eric Clapton,
wenn ich dich im Himmel treffen würde? 
Wirst du meine Hand halten, wenn ich dich im Himmel treffen würde?
Ich werde meinen Weg durch Tag und Nacht finden.
Und ich weiß: Da werden keine Tränen im Himmel sein.
 
Das ist gut zu wissen. Im Himmel werden keine Tränen mehr sein. Jesus weiß das. Darum sagt er, als er sterben muss, diese Worte (Lukas 23,46): "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist." Da nimmt der Himmel ihn in seinen Schutz.
Für immer und ewig. 

Musik


Vielleicht können Sie nun auf YouTube das Lied hören: „Tears in heaven“ von Eric Clapton / 1992

Fürbitten


Wir beten dich an, Gott, der du dich niedrig gemacht hast,
damit wir die Niedrigkeit nicht fürchten müssen.
Wir beten dich an, Christus, der du Gott Vater genannt hast -
auch dann, wenn du an ihm verzweifelt bist.
Wir beten dich an, Heiliger Geist, der du unserer Schwachheit aufhilfst und mit uns dein Reich auf Erden baust.
 
Wir bitten dich:
 
Lass dein Kreuz Trost sein denen,
die im Schatten des Todes leben.
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
 
Lass dein Kreuz Trost sein denen,
die um deines Namens willen leiden müssen.
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
 
Lass dein Kreuz Trost sein denen,
deren Körper und Seelen gepeinigt sind.
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
 
Lass dein Kreuz Trost sein denen,
deren Gemüt verdüstert ist.
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
 
Lass dein Kreuz Trost sein denen,
die Versöhnung suchen bei sich und in der Welt.
Wir rufen: Herr, erbarme dich.
 
Wir beten dich an, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist,
mit allen, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind.

Eigene Bitten, Dank, Lob...


Dein Reich ist nicht von dieser Welt, darum führe uns durch den Tod ins Leben mit dir.
   
Und mit den Worten, die Jesus uns beigebracht hat, beten wir:
 
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gibt uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
 
Amen.

Fürbitten

Gott, wir gedenken deiner Passion:
Immer wieder missverstanden, missbraucht, totdiskutiert oder ignoriert.
Wir gedenken deines Leidens, heute und früher, besonders in Jesus:
Verspottet, gefoltert, gekreuzigt.
„Du grosser Schmerzensmann.“
 
Gott, wir bekennen dir unsere Schuld.
Wir sondern uns von dir ab, verleugnen unseren Ursprung,
verspielen die Chance deines Lebensangebots,
haben kein Vertrauen in deine Zukunft.
Wir streiten ständig und lieben zu wenig.
Wir herrschen, statt zu dienen, und sind oft ungerecht und unversöhnlich.
So verraten wir das göttliche Wirken Jesu und kreuzigen ihn erneut.
„Auch unsre Sünde bringt dich an das Kreuz hinan.“
 
Gott, wir bitten dich für alle Leidenden:
Körperlich und seelisch Kranke, Einsame und Trauernde,
Verfolgte und Misshandelte, Verunglückte und Corona Geschädigte,
Arbeitslose und Obdachlose.
Erweise dich in ihrer Schwachheit als Hilfreich und mächtig.
Gib, dass sie erfahren: „Dein Kreuz ist unser Trost, die Wunden unser Heil.“
Lass sie in Jesu Leid deine Nähe spüren.
„O hilf, dass wir auch uns zum Kampf und Leiden wagen
und unter unserer Last des Kreuzes nicht verzagen.“
 
Gott, wir bitten dich für uns persönlich:
Hilf uns, mit dir und durch dich glaubwürdig zu leben
und auf dem Kreuzweg Jesu nachzufolgen.
Hilf uns, in Stunden der Angst und er Mutlosigkeit nicht zu verzagen,
und angesichts des Todes bei dir Trost zu finden.
„Deine Angst komm uns zugut, wenn wir in Ängsten liegen;
Durch deinen Todeskampf lass uns im Tode siegen.“
Gott, wir danken dir für den „Sieg, der die Welt überwunden hat“.
Dass Angst und Leid, Kreuz und Tod zwar nicht enden,
aber ihre Macht durch Jesus Christus gebrochen ist.“
Das Kreuz ist durchkreuzt, der Tod getötet.
Das stärkt uns in unserem Leid und gibt uns Hoffnung zu neuem Leben.
„Dein Kampf ist unser Sieg, dein Tod ist unser Leben.“
 
Amen
Und mit den Worten, die Jesus uns beigebracht hat, beten wir:
 
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gibt uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
 
Amen.


Schlusssegen


Es segne mich/uns Gott, der Vater.
Es heile/rette mich/uns Gott, der Sohn.
Es erleuchte mich/uns Gott, der Heilige Geist.
Jetzt und in Ewigkeit
Amen.

Am kommenden Donnerstag, 9. April wird kein Gebet der Verbundenheit aufgeschaltet. Dafür wird ab 17.00 Uhr der Gottesdienst zu Gründonnerstag online aufgeschaltet. Dennoch bitte ich Sie, um 20.00 Uhr eine Kerze auf das Fensterbrett zu stellen und ein «Unser Vater» zu beten.