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Gebetsliturgie

Zeit zum Gebet, der Stille, der Stärkung und Hoffnung für alle in der Woche vom 28. April bis 4. Mai 2020

Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden.


Liebe Mitbetende
 
Das Gebet verändert die Welt. Davon bin ich überzeugt. Das Gebet verändert aber auch die betende Person. Im Gebet bewegen wir uns auf Gott zu. Fokussieren auf der Wesentliche und atmen tief durch. Wer betet weiss sich gehalten und geborgen auch in Zeiten, die unsicher und unruhig sind, wie die momentane Corona Krise.
 
Während des kompletten Lockdowns ist die gemeinsame Gebetsliturgie auf 19 Uhr festgesetzt worden und mit einer Kerze auf dem Fensterbank. Mittlerweile ist es noch sehr hell um 19 Uhr und der Lockdown wird stufenweise aufgehoben. Entsprechend verändert sich auch unsere Gebetsliturgie: Sie ist nicht mehr auf eine bestimmte Tageszeit festgesetzt und erscheint jeweils am Dienstag für die ganze Woche. Dafür sind unterschiedliche biblische Lesungen vorgeschlagen, die durch die Woche begleiten sollen. Ein kurzes Input, Gebets- und Liedervorschläge bleiben wie gehabt.
 
Gönnen Sie sich in Ihrem Alltag einen Moment zum Durchatmen und Kräfte schöpfen bei Gott, der die Quelle des Lebens ist.
 
Mit herzlichem Gruss,
 
Ihre Pfrn. Nadine Hassler Bütschi

Einstimmung

 
O Herr, ich gebe mich ganz in deine Hände.
Mache mit mir, was du willst.
Du hast mich für dich geschaffen.
Ich will nicht mehr an mich selber denken.
Ich will dir folgen. Was willst du, dass ich tun soll?
Geh deinen eigenen Weg mit mir.
Was du auch forderst, ich will es tun.
 
Ich opfere dir die Wünsche, die Vergnügungen,
die Schwächen, die Pläne, die Meinungen,
die mich von dir fernhalten und mich auf mich selbst zurückwerfen.
 
Mache mit mir, was du willst. Ich feilsche um nichts.
Ich suche nicht im Voraus zu erkunden, was du mit mir vorhast.
Ich will das sein, wozu du mich haben willst; ich will all das, wozu du mich machen willst.
 
Ich sage nicht: ich will dir folgen, wohin du gehst; denn ich bin schwach.
Aber ich gebe mich dir, dass du mich führst, gleich, wohin.
Ich will, dir im Dunkel folgen und bitte nur um Kraft für meinen Tag.
 
O Gott, du bist so wundervoll bei mir gewesen alle Tage meines Lebens.
Du wirst mich auch ferner nicht verlassen.
Ich weiß es, obschon ich keine Rechte vor dir habe.
Lass mich meinen Weg nicht gehen, ohne an dich zu denken.
Lass mich alles vor dein Angesicht tragen,
um dein ja zu erfragen bei jedem Wollen und deinen Segen für jedes Tun.
 
Wie die Sonnenuhr von der Sonne, so will ich allein bestimmt sein von dir.
So sei es, mein Herr Jesus Christus.
Ich gebe mich dir ganz.

Amen.
  
(Kardinal Newman + 1890)

Kerze anzünden


Gott.
Ich bin hier – Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und ich weiss: ich bin verbunden.
Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt. Genau so.
Ich bin hier – Und Du bist hier.
Das genügt.
Und ich bringe Dir alles, was mir auf und am Herzen
liegt.
 
Stille
 
Höre auf mein / unser Gebet.
 
Amen

Lied 8 im Kirchgesangsbuch


Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen.
Erzählen will ich von all seinen Wundern und singen seinem Namen.
Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen.
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
 
Ich singe meinem Gott von ganzem Herzen.
Erzählen will ich von all seiner Liebe und preisen seinen Namen.
Ich singe meinem Gott von ganzem Herzen.
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
 
Ich danke meinem Gott von ganzem Herzen.
Erzählen will ich, dass er alle Menschen in seinen Händen trägt.
Ich danke meinem Gott von ganzem Herzen.
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!

Lesung aus der Bibel


28. April 20                   1. Korinther 15, 1-111
29. April 20                   1. Korinther 15, 12-19
30. April 20                   1. Korinther 15, 20-28
1. Mai 20                      1. Korinther 15, 29-34
2. Mai 20                      1. Korinther 15, 35-49
 
Gedanken für die Osterzeit
(ein Gedanken auswählen, lesen und darüber nachdenken. Was ist die Aussage? Stimmt es für mich? Was ist mir wichtig? Was weniger? Wie würde ich das Thema in eigenen Worten fassen?)
 
«Was die Auferstehung erschliessen kann»
(nach einer Vorlage von O. Brandt)
 
Nichts drückt den christlichen Glauben so klar aus wie die Geschichte von der Auferstehung. Christus ist von den Toten auferstanden. Doch alles andere als leicht ist das zu begreifen. Für diese Botschaft von lebensverändernder Kraft brauche ich Schlüsselerlebnisse, die mich erahnen lassen, was doch so unfassbar für mich bleibt. Ich brauche starke Bilder. Die Natur hält sie vielfältig bereit. Sie legt ihr Leichenhemd ab und erwacht aus ihrem Winterschlaf. Lichtdurchflutete Tage bringen die Lebensgeister zurück.
Die Blüten der Magnolie werden schon in der vorhergehenden Vegetationsperiode des letzten Jahres angelegt und blühen im Frühling auf. Was für ein Bild: Es ist vorher im Plan Gottes angelegt, dass es weitergeht mit dir, mit deinem Leben und dieser Welt. Die Frühlingssonne verändert die Erde. Vom Eis befreit duftet die Luft nach Leben. Die kleine Pia hüpft bei den ersten warmen Sonnenstrahlen durch den Garten ihrer Eltern, tanzt und singt. Ein Lied, das sie im Kindergarten gelernt hat: „Gottes Liebe ist so wunderbar, so groß, was kann größer sein …“ Wie die Frühlingssonne die Erde verwandelt, so verändert Gott auch uns: „Steh auf, steh doch auf …“, sagt die Schwester mit einem lächelnden Gesicht nach der OP zu mir. Und ich merke, wie ich trotz Schmerzen schon aufgestanden war und ihr entgegenging. Wer dieses Leben heute mit Haut und Haaren liebt, will aufstehen, taucht ein in eine neue Existenz. „Wer mein Wort hört“, sagt Jesus, „und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat bereits das ewige Leben.“ (Johannes 5,24)
„Steh auf, steh doch auf!“ – Unsere Hoffnung wird geboren. Als ob man einen Säugling zum ersten Mal vorsichtig im Arm hält. Wer das erlebt hat, wird es nicht mehr vergessen. Meine Schlüsselerlebnisse sind Bilder für die lebensstiftende Kraft eines Gottes, der sich im auferweckten Jesus zu uns bekennt.
Und dann ist mir Ostern nicht mehr so fremd. Es geht um mich und mein Leben im Angesichte Gottes. Und ich bin bereits jetzt ein Teil seiner Liebe.
  
Leben Sie wohl!
(nach einer Vorlage von Helene Dommel)
 
„Eine der interessantesten Erfahrungen vor dem Tod ist das Leben.“
 
Dieser Satz, angebracht auf einer Tafel zwischen all den Särgen und Urnen, brachte uns zum Lachen. Anderthalb Stunden waren wir schon unterwegs und hatten uns von den Ausstellungsstücken im Museum für Bestattungskultur in Kassel gefangen nehmen lassen. Da waren bunt bemalte Särge der Barockzeit aus der Gruft einer evangelischen hessischen Adelsfamilie übereinandergeschichtet, von einer Künstlerin gestaltete Totenhemden in einer Vitrine ausgelegt, schmiedeeiserne Kreuze von einem Bergfriedhof aus Österreich aufgestellt, Stiche von Totentanzdarstellungen zu sehen gewesen. Wir hatten fasziniert die Urnen in den Farben und mit dem Emblem des HSV betrachtet: Die Fußballfans in Hamburg haben auf dem Friedhof Altona ein eigenes Gräber- und Urnenfeld. Wir hatten uns über ländliche Trauerbräuche informiert, Totenbretter und alte, ehemals von Pferden gezogene Leichenwagen bestaunt.
 
Und dann holte uns dieser Satz wieder zurück ins Leben. Mit diesen Worten war auf den Punkt gebracht, worum es für uns Menschen geht: Aus der Fülle des Lebens zu schöpfen, solange wir am Leben sind!
 
„Ich lebe, und ihr sollt auch leben“, sagt Jesus Christus (Johannes 14,19).
 
Unser Leben hat uns Gott geschenkt. Jeder von uns hat es einmal bekommen, ein einziges Mal, um es bewusst und intensiv zu leben. Weil niemand einen Lebensabschnitt, egal ob von Licht durchflutet oder von Schatten überdeckt, festhalten oder vergessen machen kann, ist jeder einzelne Tag unserer Lebenszeit kostbar. Unser Leben setzt sich aus den vielen Erfahrungen zusammen, die wir im Laufe der Zeit machen und die uns zu der Persönlichkeit reifen lassen, die wir sind.
 
Für Gott sind wir, so wie wir sind, wichtig. Für Jesus Christus sind wir liebenswert, mit allem, was uns geprägt hat, auch trotz der Fehler, die jeder von uns an sich hat. Jesus Christus sieht seine Schwestern und Brüder in uns: Für ihn sind wir mit unserer Taufe zu Kindern Gottes geworden, die aus der Gnade und Vergebung Gottes ihr Leben führen dürfen – jetzt schon, hier auf Erden, Tag für Tag auf’s Neue.
 
Die Passionszeit, die wir in diesen Wochen begehen, endet mit dem Osterfest. An Ostern feiern wir die Auferstehung Jesu Christi. Wir feiern den Sieg des Lebens über den Tod in der Gewissheit: Gott wird auch uns ewiges Leben schenken, Zukunft, Hoffnung und Heil.
 
Übrigens: Wenn der Besucher das Museum für Bestattungskultur verlässt, fällt sein Blick auf ein Schriftband, das an der Ausgangstür angebracht ist. Dort steht: „Leben Sie wohl!“
   
Ostern – Antwort auf alle Fragen
 
„Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag.“ Die Worte des Engels am Ostermorgen lenken den Blick auf das leere Grab, auf die Leinentücher, in die Jesus gewickelt war. Wir selbst können natürlich nicht mehr schauen, wir sind auf das angewiesen, was uns die Augenzeugen in den Evangelien berichten. Fällt es deshalb vielleicht vielen heute schwer, an die Auferstehung zu glauben? Ich glaube, den Augenzeugen damals fiel es nicht leichter, die Evangelien berichten von ihrem Erschrecken und ihrer Fassungslosigkeit. Sie standen vor der gleichen Frage wie wir heute: Ist Jesus auferstanden – oder ist er es nicht? Auch wer diese Frage verneint, ist herzlich eingeladen, weiterzulesen. Für den, der diese Frage bejaht, haben die Fragen damit aber oft noch kein Ende. Andere Fragen drängen sich auf. Manche davon sind unsinnig: Wie war das denn jetzt genau – mit der Auferstehung, physikalisch, biologisch? Eine Frage, die wir weder beantworten können noch müssen. Und es gibt wichtige Fragen: Was bedeutet die Auferstehung Jesu für mein Leben? Vielleicht die entscheidende Frage. Ist sie nur ein historisches Ereignis vor fast 2.000 Jahren, dessen wir einmal im Jahr freudig gedenken? Oder ein Ereignis, das das Leben begleitet und prägt? Der Philosoph Ludwig Wittgenstein hat gesagt: „An einen Gott glauben, heißt: die Frage nach dem Sinn des Lebens verstehen. An einen Gott glauben, heißt: sehen, dass es mit den Tatsachen der Welt noch nicht getan ist. An einen Gott glauben, heißt: sehen, dass das Leben einen Sinn hat.“ Dass das Leben einen Sinn hat – diese Worte weisen für mich in die entscheidende Richtung. Nicht die vielen unsinnigen oder wichtigen Fragen rund um die Auferstehung sind das Entscheidende, sondern: Dass Ostern die Antwort auf alle Fragen ist. Oder wie es Dietrich Bonhoeffer formulierte: „Christus ist nicht in die Welt gekommen, dass wir ihn begriffen, sondern dass wir uns an ihn klammern, dass wir uns einfach von ihm hinreißen lassen in das ungeheure Geschehen der Auferstehung.“ Amen.

Stille

Fürbitten

 
Du, mein Gott,
ich danke Dir, dass Du diesen Tag zu Ende gebracht
hast; ich danke Dir, dass Du Leib und Seele zu Ruhe
kommen lässt.
Deine Hand war über mir und hat mich behütet und
bewahrt.
 
Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses
Tages und hilf, dass ich denen vergebe, die mir Unrecht
getan haben.
Lass mich in Frieden unter Deinem Schutz schlafen und
bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis.
 
Ich vertraue Dir die Meinen,
ich vertraue Dir dieses Haus,
ich vertraue Dir dieses Dorf, dieses Land und diese Welt
an.
 
Ich lege Dir alle Menschen ans Herz, die einsam sind, die
krank sind oder Hilfe nötig haben. Ich bitte dich für die
Sterbenden und für alle, die um sie trauern. Und ich
befehle Dir alle Menschen an, die helfen und nach guten
Lösungen suchen: die Regierenden, die Menschen in
den medizinischen Berufen und in der Forschung, die
Menschen, die sich für andere engagieren.
 
Vieles bewegt mich persönlich, vieles bewegt Menschen
in dieser Gemeinde.
 
Ich sage es Dir in einem Moment der Stille….
 
(persönliche Gebetsanliegen)
 
Ich befehle Dir meinen Leib und meine Seele an.
Gott, dein heiliger Name sei gelobt!
 
(Teile davon nach Dietrich Bonhoeffer 1943)

Unser Vater

 
Wir rufen Dich an mit den Worten, die Jesus uns
geschenkt hat:
 
 Unser Vater im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
Wie auch wir vergeben unsern Schuldigen.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Lied


Du hast uns gehört. Bleib bei uns, wenn wir weitergehen.
 
Bewahre uns, Gott, / behüte uns, Gott, / sei mit uns auf
unsern Wegen. / Sei Quelle und Brot / in Wüstennot, /
sei um uns mit deinem Segen. / Sei Quelle und Brot / in
Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen.
 
Bewahre uns, Gott, / behüte uns, Gott, / sei mit uns in
allem Leiden. / Voll Wärme und Licht / im Angesicht, /
sei nahe in schweren Zeiten. / Voll Wärme und Licht /
im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten.
 
Bewahre uns, Gott, / behüte uns, Gott, / sei mit uns
durch deinen Segen. / Dein Heiliger Geist, / der Leben
verheisst, / sei um uns auf unsern Wegen. / Dein Heiliger
Geist, / der Leben verheisst, / sei um uns auf unsern
Wegen.

Schlusssegen


Hände öffnen und laut sprechen:
 
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse dein Angesicht leuchten über uns und sei uns
gnädig.
Gott erhebe dein Angesicht auf uns und gebe uns
Frieden. – Amen
 
Oder
 
Fenster öffnen. Einatmen. Ausatmen.
 
Spüren, dass Du da bist. Spüren, dass andere da sind.
Genau jetzt. Genau so. Verbunden. Miteinander. Mit
Gott. Im Glauben. Im Heiligen Geist.
 
Einatmen. Ausatmen. Und sprechen:
 
Gott spricht: „Ich will Dich segnen und Du sollst ein
Segen sein.“ 


Stille. Einatmen. Ausatmen. Fenster schliessen.