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Gebetsliturgie

Die nächste Gebetsliturgie wird am Dienstag, 28. April 2020 auf dieser Seite publiziert.

   

Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden.

Zeit zum Gebet, der Stille, Stärkung und Hoffnung für alle in der Woche vom 19. bis 25. April 2020


Liebe Mitbetende
 
Es ist, als stehe die Zeit still, als sei sie gefroren. Zwar gibt es ab nächsten Montag kleine Lockerungen im stark eingeschränkten alltäglichen Leben, aber vieles steht weiter still. Vor allem an den Abenden und in der Nacht liegt eine ungewohnte Stille über den Städten.
 
Wir erleben eine Zeit, die wir uns vor sechs Wochen noch nicht einmal vorstellen konnten; eine gleichsam eingefrorene Zeit. Die einen ertragen diese Zeit lässig, fast gleichmütig – andere aber kommen beinahe täglich an die Grenzen ihrer Geduld. Ein verschlossenes Land bleibt auch dann oft unvorstellbar, wenn wir es leben müssen, wenn wir uns darin bewegen und zugleich überlegen müssen: Dürfen wir das jetzt? Geht das, was wir uns gerade wünschen? Ist dies oder das eigentlich erlaubt?
 
Etwas in dieser Zeit besorgt manche Menschen bis zur Unerträglichkeit. Es ist die Vereinsamung derer, die keinen Besuch mehr bekommen dürfen: Die Alten in den Heimen, die Kranken in den Spitälern – und die, die gestorben sind und von nur wenigen Menschen zum Grab geleitet werden dürfen.
 
Das hätten wir Menschen uns im schlimmsten Fall nicht ausdenken wollen: Wir dürfen die Einsamen, wir dürfen die Verstorbenen kaum oder gar nicht begleiten; wir müssen ihnen ihre Würde versagen um des Wohles aller Menschen willen. Das können wir vielleicht verstehen, aber es greift doch unser Herz immer wieder an.
 
Wir brauchen, dringender als zuvor, die Kraft des Gebetes; unseres Mitfühlens und Gedenkens vor Gott. Wenn unsere Füße und Hände die Menschen nicht mehr begleiten dürfen, müssen unsere Herzen es umso mehr tun. Niemand darf ohne Gebet bleiben, ohne unsere fürsorgliche Fürbitte – ob wir die Menschen und ihre Angehörigen nun kennen oder nicht. Wir haben jetzt die Zeit; und wir haben die Kraft dazu. Darum beten wir für sie und für uns. In diesem Sinne lade ich Sie herzlich ein zu dieser kleinen Andacht und zum Gebet.
 
Mit herzlichem Gruss,
 
Ihre Pfrn. Nadine Hassler Bütschi

Einstimmung

 
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
 
Psalm 23, 1
 
  
Vater im Himmel, wir empfinden die Last dieser Wochen.
Unser Herz ist bedrückt, wenn wir an Einsame und Sterbende denken.
Manchmal erfühlen wir ihre Ängste.
 
Wir gedenken der Menschen, die ihre Liebsten nur von ferne sehen.
Wir gedenken der Menschen, die ohne ihre Lieben sterben.
Wir gedenken der Menschen, die ohne ihre Freunde begraben werden.
 
Dir befehlen wir alle Menschen an, die krank sind, die sterben, die um Menschen trauern.
Sei du ihnen, Vater im Himmel, der gute Hirte im dunklen Tal.
Nimm diese Menschen in deine Arme; führe sie in dein ewiges Reich;
in dein Reich ohne Schmerz und ohne Tränen.
 
Dein Reich komme.

Amen.

Lied


1. So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich!
Ich mag allein nicht gehen
nicht einen Schritt;
wo Du wirst gehn und stehen,
da nimm mich mit!
 
2. In dein Erbarmen hülle
mein schwaches Herz
und mach es gänzlich stille
in Freud und Schmerz!
Laß ruhn zu deinen Füßen
dein armes Kind;
es wird die Augen schließen
und glauben blind.
 
3. Wenn ich auch gleich nichts fühle
von deiner Macht,
Du führst mich doch zum Ziele
auch durch die Nacht.
So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich!

Bibeltext: Psalm 23


Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
 
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
 
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
 
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
 
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
 
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Gedanken


Wer krank ist, wünscht sich Trost. Wer traurig ist, auch. Manche können, wie sie behaupten, mit allem „alleine fertigwerden“ und wollen das auch. Ihnen sollte man keinen Trost aufdrängen. Wenn sie es ernst meinen und alleine damit fertig werden wollen, sollen sie es auch tun dürfen. Andere aber brauchen Trost. Zum Beispiel von Menschen. Neulich erlebte ich Folgendes: Auf dem großen Platz mitten in der Stadt steht ein Junge und weint. Ein alter Mann geht zu ihm, legt seinen Arm um die Schultern des Jungen und fragt ihn:
„Warum weinst du denn?“
„Weiß nicht“, sagt der Junge, „ich hab Angst.“
„Wovor denn?“, fragt der Mann.
„Weiß nicht“, sagt der Junge. „
"Dann bleibe ich jetzt hier bei dir“, sagt der alte Mann, „bis die Angst wieder weg ist. Einverstanden?“ „Ja“, sagt der Junge.
 
Hier geschieht Trost. Ein Junge ist traurig und weint. Ein anderer kommt zu ihm. Er hört nichts Genaues, kann aber fühlen, dass eben einfach Trauer da ist und eine gewisse Angst den Jungen im Griff hat. Jetzt tröstet kein langes Herumreden, kein Wieso und Weshalb; es tröstet aber Nähe. Trost ist Dasein. Ein anderer Mensch ist da und hält den Traurigen ein wenig aus – und seine Trauer gleich mit.
 
Ich weiß jetzt nicht, wie lange der alte Mann und der Junge auf dem Platz beieinandergestanden haben. Ich kann mir aber vorstellen, dass es dem Jungen geholfen hat. Er wurde gesehen, er wurde wahrgenommen und wurde ernst genommen. Niemand hat versucht, ihm seine Ängste auszureden. Es war einfach jemand da. Trost ist Dasein. Ich bin nicht alleine mit mir und der Trauer.
 
Manchmal aber ist keiner da, warum auch immer. Dann kann es sehr tröstlich sein, sich an gute Worte zu erinnern und sie sich leise vorzusagen. Viele kennen ja einige Sätze aus dem Psalm 23 auswendig: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“.
 
Es geht hier nicht um Dinge, die uns fehlen werden. Es geht hier darum, dass es mir an Nähe niemals mangeln wird. Der Herr ist bei mir, sein Stecken und Stab trösten mich. Sie trösten mich, wie der gute Hirte die Schafe „tröstet“, also beisammenhält, auf sie achtet, sie beschützt und ihnen seine Nähe gibt. Trost ist wieder Nähe, diesmal die Nähe Gottes in seinen Worten.
 
Trost ist also eher nichts Gewaltiges. Die eine Minute länger, die eine Schwester am Krankenbett bleibt, ist ein großer Trost. Ich werde in meiner Schwäche und Traurigkeit nicht nur gesehen, sondern auch ernst genommen. Die Schwester ahnt, wie ich mich fühle. Sie will das nicht wegreden und mir nicht ausreden. Sie zeigt mir in ihrem Mitgefühl etwas von der Nähe Gottes, dessen Gutes und dessen Barmherzigkeit mir folgen werden bis zu diesem Moment.
 
Gütiger Gott, du hast deinen Sohn von den Toten auferweckt.
Wir danken dir, dass du uns Hoffnung schenkst auf ein Leben in deiner neuen Welt.
Wir bitten dich für alle Traurigen, Kranken und Sterbenden: Sei du ihnen nahe mit deinem Wort und Sakrament.
Und lass diese Menschen deine Nähe fühlen durch Menschen, die du ihnen zum Trost sendest.
Dein, Gott, ist alle Macht.
Dir geben wir die Ehre.
 
Amen 

Stille

   

Fürbitten

 
Jesus,
unser Gott und Heiland,
in einer Zeit der Belastung und der Unsicherheit für die ganze Welt
kommen wir zu Dir und bitten Dich:
 
für die Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert wurden und erkrankt sind;
für diejenigen, die verunsichert sind und Angst haben;
für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind und sich mit großem Einsatz um die Kranken kümmern;
für die politisch Verantwortlichen in unserem Land und international, die Tag um Tag schwierige Entscheidungen für das Gemeinwohl treffen müssen;
für diejenigen, die Verantwortung für Handel und Wirtschaft tragen;
für diejenigen, die um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz bangen;
für die Menschen, die Angst haben, nun vergessen zu werden;
für uns alle, die wir mit einer solchen Situation noch nie konfrontiert

Herr, steh uns bei mit Deiner Macht,
hilf uns, dass Verstand und Herz sich nicht voneinander trennen.
Stärke unter uns den Geist des gegenseitigen Respekts, der Solidarität und der Sorge füreinander. Hilf, dass wir uns innerlich nicht voneinander entfernen.
Stärke in allen die Fantasie, um Wege zu finden, wie wir miteinander in Kontakt bleiben.
 
Wenn auch unsere Möglichkeiten eingeschränkt sind,
um uns in der konkreten Begegnung als betende Gemeinschaft zu erfahren, so stärke in uns die Gewissheit, dass wir im Gebet durch Dich miteinander verbunden sind.
 
Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden.
 
Amen 

Persönliches Gebet

 
Dir – Christus – vertrauen wir alle Menschen an, die wir Dir jetzt nennen:
 
….
 
Danke, dass Du uns erhörst!


Unser Vater
 
Unser Vater im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
Wie auch wir vergeben unsern Schuldigen.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit – Amen.

Lied


Du hast uns gehört. Bleib bei uns, wenn wir weitergehen.
 
Bewahre uns, Gott, / behüte uns, Gott, / sei mit uns auf
unsern Wegen. / Sei Quelle und Brot / in Wüstennot, /
sei um uns mit deinem Segen. / Sei Quelle und Brot / in
Wüstennot, / sei um uns mit deinem Segen.
 
Bewahre uns, Gott, / behüte uns, Gott, / sei mit uns in
allem Leiden. / Voll Wärme und Licht / im Angesicht, /
sei nahe in schweren Zeiten. / Voll Wärme und Licht /
im Angesicht, / sei nahe in schweren Zeiten.
 
Bewahre uns, Gott, / behüte uns, Gott, / sei mit uns
durch deinen Segen. / Dein Heiliger Geist, / der Leben
verheisst, / sei um uns auf unsern Wegen. / Dein Heiliger
Geist, / der Leben verheisst, / sei um uns auf unsern
Wegen.

Schlusssegen


Ja, ich sage es noch einmal:
Sei mutig und entschlossen!
Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst!
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.
 
Josua 1,9
 
 
Sei mit uns, Gott, segne und behüte uns.
Schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.
Lass dein Angesicht leuchten über uns,
dass wir leuchten für andere.
Erhebe dein Angesicht auf uns und halte uns fest
im Vertrauen, dass das Leben lebendiger ist als der Tod.
Amen.